Forschung
Eine erfolgreiche Ausgestaltung der Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe ist auch auf Forschungsergebnisse angewiesen, damit die Zusammenlegung der Leistungen der Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen unter dem Dach der Kinder- und Jugendhilfe auf einer empirisch fundierten Grundlage systematisch vorbereitet und umgesetzt werden kann. Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse sind auch für die Gestaltung der gesetzlichen Grundlagen der Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe von zentraler Bedeutung. Der Baustein „Forschung“ umfasst daher neben unterschiedlichen Projekten auch ein wissenschaftliches Kuratorium, das den für die Gestaltung der Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe relevanten Forschungsstand analysiert und weiteren Forschungsbedarf identifiziert. Dabei arbeitet das Kuratorium eng mit den Projekten „Verwaltungsstrukturreform“, „Verfahrenslotse“ sowie „prospektive Gesetzesfolgenabschätzung“ zusammen.
Das wissenschaftliche Kuratorium hat die Aufgabe, den vorhandenen Forschungsstand zur Umsetzung der Inklusiven Lösung zu bündeln, offene Forschungsfragen zu identifizieren und diese Ergebnisse in den Arbeitsprozess der Arbeitsgruppe „Inklusives SGB VIII“ einzubringen.
Das Kuratorium steht hierzu auch in kollegialem Austausch mit den prozessbeteiligten Forschungsprojekten Verwaltungsstrukturreform des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung (FÖV) in Speyer, den Projekten zur Implementierung des Verfahrenslotsen, die vom Institut für das Recht der Sozialen Arbeit (IReSA gGmbH) sowie dem Evangelischen Erziehungsverband e. V. (EREV) und dem Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe e. V. (BVkE) durchgeführt werden und der Prospektiven Gesetzesfolgenabschätzung, für die sich die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) verantwortlich zeichnet.
Die Mitglieder des Kuratoriums sind:
- Prof. Dr. Karin Böllert (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)
- Prof. Dr. Birgit Herz (Leibniz Universität Hannover)
- Prof. Dr. Mirja Silkenbeumer (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)
- Prof. Dr. Wolfgang Schröer (Stiftung Universität Hildesheim)
In einer Expertise wurden die Analyseergebnisse zur Inklusion als Thema in der Qualifikation angehender Pädagoginnen und Pädagogen aufbereitet. Die Expertise kann in der Bibliothek eingesehen werden.
Expertise "Inklusion als Thema in der Qualifikation angehender Pädgog*innen"
Im Zuge der „Inklusiven Lösung“ wechselt die Zuständigkeit für die Leistungen der Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Behinderungen zum Jugendamt. Dies erfordert eine Verwaltungsumstellung.
Im Rahmen des Projektes „Umsetzung KJSG: Umstellung der Verwaltungsstrukturen im Bereich der Eingliederungshilfe“ des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung (FÖV) begleitet das FÖV Kommunen wissenschaftlich, die diese Verwaltungsumstellung modellhaft erpro-ben. Die wissenschaftliche Begleitung umfasst eine konzeptionelle Begleitung in der Vorbereitung, die wissenschaftliche Begleitung der Erprobung selbst sowie die Auswertung der Erprobung. Im Zuge des Projekts sollen Erkenntnisse generiert werden über
- mögliche Organisationsformen nach der Umstellung der Verwaltungsstruktur
- Vor- und Nachteile dieser Organisationsformen
- mögliche Verfahrenswege bei der Einführung der neuen Strukturen
- Hindernisse in der Umsetzung der Verwaltungsumstellung
- Lösungsansätze zum Umgang mit diesen Hindernissen
- Sorgen und Wünsche der Mitarbeitenden der von der Umstellung der Verwaltungsstruktur betroffenen Ämter
Mithilfe dieser Erkenntnisse werden eine Handreichung erarbeitet, die alle Kommunen bei der notwendigen Umstellung der Verwaltungsstrukturen unterstützend nutzen können.
Verfahrenslotsen sollen in den Jugendämtern anspruchsberechtigten jungen Menschen und ihren Familien beratend und unterstützend zur Seite stehen, damit sie sich im komplexen Sozialleistungssystem zurechtfinden. Gleichzeitig sollen sie den Jugendämtern dabei behilflich sein, die neuen Anforderungen im Zuge der Zusammenlegung von Kinder- und Jugendhilfe und Eingliederungshilfe erfüllen zu können.
Bevor die Verfahrenslotsen zum 1. Januar 2024 ihre Arbeit erfolgreich aufnehmen können, müssen sie umfassend fortgebildet werden. Drei Projekte sollen als „Werkzeugkoffer“ die fachliche Qualifizierung sicherstellen:
- Digitale Unterstützung der Tätigkeit der Verfahrenslotsen: Es wird ein digitales Beratungs- und Unterstützungssystem aufgebaut, das den Verfahrenslotsen Lösungen und Umgangsweisen mit Rechtsfragen bereitstellt. Des Weiteren wird eine Kommunikationssoftware zur Verfügung gestellt, die einen schnellen und niedrigschwelligen fachlichen Austausch unter den bundesweit agierenden Verfahrenslotsen ermöglicht.
- Entwicklung eines qualifizierenden Curriculums für eine inklusive Kinder- und Jugendhilfe: In Kooperation von öffentlichen und freien Trägern wird ein Curriculum für die Verfahrenslots*innen entwickelt, das die wesentlichen Bereiche von Recht, Inklusion und Teilhabe, Sozialer Arbeit/Sozialpädagogik sowie Verwaltung und Administration im Kontext des Verfahrenslots*innen umfassen.
- Entwicklung und Implementierung eines Online-Kurssystems zur Qualifizierung der Verfahrenslotsen nach § 10b SGB VIII: Ergänzend zum Curriculum aus Werkzeugkasten II wird ein Online-Kurssystem erstellt, das über ein Lernmanagementsystem gesteuert wird und aus Webinaren und Selbstlerneinheiten besteht.
Das Forschungsprojekt Prospektive Gesetzesfolgenabschätzung widmet sich den in Fachdebatten diskutierten (gesetzlichen) Regelungsoptionen für eine inklusive Kinder- und Jugendhilfe und ihren möglichen Auswirkungen, die sich aus der Umsetzung ergeben können.
Die Erkenntnisse zu möglichen Auswirkungen ausgewählter Regelungsoptionen und die vorhandenen Daten werden von der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik systematisch aufbereitet. Im Rahmen der Aufbereitung können Bedarfe für weitere quantitative oder qualitative Erhebungen sichtbar gemacht werden.
Die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik unterstützt die Unterarbeitsgruppe „Daten und Statistik“.