Expertinnen und Experten in eigener Sache
Im Selbstvertretungsrat beraten Expertinnen und Experten in eigener Sache das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Beteiligung von Betroffenen. Die Mitglieder sprechen Empfehlungen aus, welche Zielgruppen eingebunden werden sollen und wie sie niedrigschwellig erreicht werden können. Wissen, Erfahrungen und Perspektiven der Expertinnen und Experten in eigener Sache spielen für den Beteiligungsprozess eine wichtige Rolle. Über den Erfahrungsaustausch lässt sich u. a. herausfinden, wie Familien als Ganzes in den Blick genommen und ihre individuellen Lebenslagen verbessert werden können.
Ein wichtiger Baustein im Beteiligungsprozess „Gemeinsam zum Ziel: Wir gestalten die Inklusive Kinder- und Jugendhilfe“ ist der Selbstvertretungsrat. Dieser berät das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), wie eine gelingende Beteiligung von Expertinnen und Experten in eigener Sache gestaltet werden kann. Die Mitglieder des Selbstvertretungsrates beraten dabei insbesondere hinsichtlich der Identifizierung relevanter Zielgruppen und möglicher innovativer Methoden und Beteiligungsformate.
Um eine möglichst breite Beteiligung zu gewährleisten, nutzen die Mitglieder des Selbstvertretungsrats unter anderem auch die strukturelle Vernetzung ihrer Organisationen. Der Selbstvertretungsrat orientiert sich an den Diskussionen der Arbeitsgruppe „Inklusives SGB VIII“, legt jedoch einen großen Schwerpunkt auf die lebensweltliche Perspektive der Betroffenen. Die aus den Sitzungen des Selbstvertretungsrats und den Beteiligungsformaten gewonnenen Ergebnisse werden in die Arbeitsgruppe „Inklusives SGB VIII“ miteinfließen.
Die Mitglieder des Selbstvertretungsrats sind (institutionelle) Selbstvertretungen, zu denen auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung gehören:
- BUNDI - Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen in der Kinder- und Jugendhilfe
- Bundesverband behinderter Pflegekinder e. V.
- Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern – bbe e. V.
- Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V. (bvkm)
- Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V.
- Careleaver e. V.
- Kindernetzwerk e. V.
- Lebenshilfe e. V.
Beratende Instanzen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Selbsthilfeorganisationen sind:
- IGfH - Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen e. V.
- Hochschule für Gesundheit Bochum (ab 01.09.2023: Universität zu Köln)
Der Selbstvertretungsrat berät das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Sicht der Expertinnen und Experten in eigener Sache. Er gibt Empfehlungen dazu ab, wie Zugänge und Methoden für eine erfolgreiche und umfassende Beteiligung der Selbstvertretungen gestaltet werden können.
Dazu hält der Selbstvertretungsrat im Rahmen des Beteiligungsprozesses bis Ende 2023 mehrere Sitzungen ab. Die Ergebnisse aus diesen Sitzungen werden der Öffentlichkeit in Form von Ergebnisprotokollen auf der Webseite des Gesamtprozesses „Gemeinsam zum Ziel“ zur Verfügung gestellt. Mitglieder des Selbstvertretungsrats informieren auch auf den Sitzungen der Arbeitsgruppe „Inklusives SGB VIII“ über ihre Arbeit.
Die Sitzungen des Selbstvertretungsrats werden von den Mitgliedern auch dazu genutzt, sich in ihren Strukturen zu vernetzen, so dass ein Grundstein für eine tragfähige und langfristige Selbstvertretung unterschiedlicher Zielgruppen gelegt wird. Einen wichtige Maßnahme dafür könnte eine inklusive Kinder-, Jugend- und Familienkonferenz im Sinne einer Zukunftswerkstatt bilden, die Anfang 2024 stattfinden soll.
Selbstvertretung
Damit das wertvolle Wissen der Familien chronisch kranker und behinderter Kinder und Jugendlicher in den Gesetzesreform-Prozess einfließen kann, hat das Kindernetzwerk e. V. als Selbsthilfe-Dachverband das Projekt „ThinkTank inklusives Kinder- und Jugendhilfegesetz aus Perspektive der Selbsthilfe“ umgesetzt. Der ThinkTank stand allen Familien mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen sowie der Jungen Selbsthilfe offen, insgesamt haben sich 62 (Pflege-)Eltern und junge Betroffene beteiligt. Hier finden Sie die Ergebnisse des ThinkTanks.
Weitere Informationen über den ThinkTank des Kindernetzwerkes e. V. finden Sie hier: https://www.kindernetzwerk.de/.
Vom 26. bis 28. Januar 2024 fand eine Familienkonferenz für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und ihre Familien in Berlin statt, die durch das Engagement des Selbstvertretungsrats verwirklicht werden konnte. Die teilnehmenden Kinder, Jugendliche und ihre (Pflege-)Familien tauschten sich über ihren Alltag mit Behinderung aus und formulierten in vier Gruppen ihre Forderungen im Hinblick auf den Gesetzgebungsprozess Inklusives SGB VIII.
Die Gruppen teilten sich auf zwischen den Kindern mit Behinderung bis 12 Jahre, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung, Geschwisterkinder sowie Eltern und Pflegeeltern; insgesamt nahmen rund 100 Personen teil. Am Ende der Veranstaltung wurden die in den Gruppen gesammelten Forderungen der Öffentlichkeit vorgestellt sowie per Live Stream für Interessierte übertragen.
Die Dokumentation der Veranstaltungsergebnisse wird zeitnah veröffentlicht.
Eine Pressemitteilung zur Veranstaltung finden Sie hier.
Am 27. November 2023 fand im Deutschen Bundestag ein Hearing zur Weiterentwicklung der Pflegekinderhilfe mit jungen Menschen, Eltern und Pflegeeltern statt. Auf Einladung von Ulrike Bahr (Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Deutschen Bundestag) kamen 20 junge Menschen, Eltern und Pflegeeltern aus ganz Deutschland für den Austausch nach Berlin.
Das Hearing wurde von der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) vorbereitet und organisiert. Eine kostenlose Broschüre und weitere Informationen finden Sie hier:
Insgesamt 178 junge Menschen mit Behinderungen und/oder chronischen Erkrankungen nahmen im September 2023 an der Online-Umfrage des bbe e. V. (Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern) teil. Ziel der Umfrage war es, Erfahrungen und Erwartungen von Kindern und Jugendlichen an eine inklusive Kinder- und Jugendhilfe in die Diskussion mit Politikerinnen und Politikern und den Reformprozess des SGB VIII einzubringen.
Weitere Informationen zur Partizipation junger Menschem mit Behinderungen (jumemb) bei der Umsetzung der Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe finden Sie hier.
Auf dem Weg zu Inklusion…?
Was denkst du zum Thema inklusive Jugendhilfe? Was braucht es, dass sie gelingen kann?
Workshop mit jungen Menschen mit und ohne Behinderung mit Erfahrungen in der stationären Jugendhilfe vom 15. bis 17. September 2023 in Berlin
Das Thema Inklusion ist ein aktuelles Thema in den Nachrichten oder in der Schule. Aber auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) befasst sich derzeit intensiv damit und will im Kinder- und Jugendhilfegesetz dazu Einiges neu regeln. Genauer – die Kinder- und Jugendhilfe soll inklusiv werden.
Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Oder anders: Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast: Inklusion ist, wenn alle mitmachen können und dürfen. Zum Beispiel: Kinder mit und ohne Behinderung lernen zusammen in der Schule. Wenn jeder Mensch selbstbestimmt und selbstständig überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion (Anlehnung an Aktion Mensch).
In dem Diskussionsprozess sollen auch die Erfahrungen und Forderungen von Selbstorganisationen von jungen Menschen mit Erfahrungen in Wohngruppe und Pflegefamilien einbezogen werden – daher hat der Selbstvertretungsrat im Dialogprozess zur Gesetzesreform einen Workshop veranstaltet.
In dem Workshop wollten wir gemeinsam mit den Teilnehmenden Erfahrungen austauschen und klären, was für sie zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe gehört. Dabei wurden unter Anderem folgende Themen diskutieren:
- Welche Erfahrungen hast du mit dem Thema Inklusion und was verbindest du damit?
- Welche Strukturen brauchen wir, damit Inklusion gelingen kann?
- Was ist euch aufgefallen im Zusammenleben von jungen Menschen mit und ohne Behinderung?
- Was braucht es für Selbstvertretungen in der Kinder- und Jugendhilfe?
Vom 15. bis 17. September 2023 haben 34 jungen Menschen diese und weitere Themen diskutiert und hatten Zeit, sich auszutauschen und zu vernetzen. Dieser Workshop ist Teil der Diskussion für ein neues Kinder- und Jugendhilfegesetz, d. h. die Ergebnisse werden im Bundesjugendministerium im Rahmen des Reformprozesses diskutiert und einbezogen.
Die ausführlichen Ausarbeitungen und Forderungen des Workshops können Sie auch als kostenfreie Broschüre bei der IGfH bestellen: https://igfh.de/publikationen/.
Am 16. Juni 2023 fand ein Think Tank zum Thema Inklusives Kinder- und Jugendhilfegesetz aus Perspektive der Selbsthilfe statt. Im Rahmen dessen diskutierten 33 Personen aus diversen Selbsthilfeorganisationen über Frühförderung und Teilhabe in Kita und Schule. Die Dokumentation fasst die prägnantesten Punkte aus der Diskussion zusammen.
Vom 14. bis zum 16. April 2023 trafen sich zum ersten Mal junge Menschen mit Behinderungen aus ganz Deutschland in Thüringen und formulierten ihre Forderungen an Gesellschaft und Politik für ein inklusives und barrierefreies Leben.
„Junge Menschen mit Behinderung sagen, was sie für die Inklusion brauchen“
Weitere Treffen sollen folgen. Aktuelle Informationen stehen auf der Webseite des bbe e. V. bereit.
Am 12.12.2022 trafen sich im Rahmen eines Fachgesprächs Fachvertretungen aus Verbänden, Selbstorganisationen und der Wissenschaft zu dem Thema Selbstvertretung in der inklusiven Kinder- und Jugendhilfe. Die Dokumentation fasst die Ergebnisse der Workshops zusammen, bettet das Thema in einen rechtebasierten Ansatz ein und es werden weitere Klärungs- und Diskussionsbedarfe formuliert.
„Selbstvertretung in der inklusiven Kinder- und Jugendhilfe absichern und weiterentwickeln“
Das Hearing am 19. September 2022 im Deutschen Bundestag ermöglichte einen direkten Austausch in unterschiedlichen Formaten zwischen jungen Menschen, Eltern und Politiker:innen über die Erziehungshilfen in Deutschland. Im Vordergrund standen Erfahrungen und Forderungen, die zum Teil in den Beteiligungswerkstätten erarbeitetet wurden. Die Dokumentation des Hearings hält Eindrücke, Forderungen sowie einige Momente der Begegnung fest.